use color in pictures, keep background simple
Acrylzeichnungen auf Fine Art
Fotografiedrucken mit Reiterschleife
100 x 70 cm, 2019

use color in pictures, keep background simple
Acrylzeichnungen auf Fine Art
Fotografiedrucken mit Reiterschleife
100 x 70 cm, 2019

Ausstellungsansichten:
a love-addict suitcase of must-have excessories in der Basis Elbestraße, Frankfurt 2019

help subjects relax – watch the background – include color – frame scenics carefully sind Leitsätze für gutes Fotografieren. Sie entstammen Anleitungen der Firma Polaroid ab dem Jahr 1957 und bilden die Vorlage der fortlaufenden Werkserie Rudi Weissbecks. Illustriert werden die „How to“-Kurzbeschreibungen von technischen Skizzen und Bildbeispielen, darunter Motive aus dem Pferdesport, in die Kamera lächelnde Frauen, Vater-und-Sohn-Momente, Urlaubsaufnahmen und Männerportraits. Sie alle entspringen einer weißen, heteronormativen und privilegierten (Bild-)Welt. Das vorgefundene Bildmaterial reduziert, collagiert und demontiert Rudi Weissbeck in seinen partiell mit Acryl übermalten Fotodrucken, die Farbskalen, Textauszüge und Handhaltungen abbilden. Das Kameraobjekt als Hauptakteur der ursprünglichen Anleitungen wurde dabei teilweise entfernt. Was bleibt, sind Umrisse der Hände, die durch den Akt des Nachzeichnens im doppelten Sinn zu Stellvertretern für (Nicht-)Handlungen werden.

Always hold the camera steady when shooting.

In seiner künstlerischen Praxis setzt sich Rudi Weissbeck kritisch mit dem Fotodiskurs und Bildpolitiken auseinander. Das Motiv des Pferdes besitzt in der Kunst- und Bildgeschichte einen Ikonenstatus: in den 1870er Jahren ging der Fotograf Eadweard Muybridge mit Hilfe seiner Fotokamera der Frage nach, ob ein galoppierendes Pferd immer mindestens einen Huf am Boden hat oder ob sich kurzzeitig alle vier Hufe in der Luft befinden – und hielt erstmals die einzelnen Phasen des Bewegungsablaufs eines galoppierenden Pferdes im Bild fest. Dieser Moment markierte nicht nur den Beginn der Chronofotografie, sondern auch den in der Fotografie am weitesten verbreiteten Irrglauben an ihre Wahrhaftigkeit und Beweisfähigkeit.

Always hold the camera steady when shooting.

Als Auszeichnung des guten Bilds schmücken Turnierschleifen aus dem Reitsport jede der Arbeiten der Werkserie. How to make good pictures? Die Frage nach dem „guten Bild“ ist in diesem Fall nicht nur eine fototechnische, sondern auch eine ideelle: Sie spiegelt die Werte und Normen einer Gesellschaft wieder, die sich in der polaroidschen Bildwelt als heterogen und geschlossen präsentiert. Die Frage nach dem vermeintlich guten und richtigen Leben erstrahlt hier im Antlitz von Bürgerlichkeit, Elitarismus und weißen Privilegien: If you do not follow the instructions, you will not get good pictures.

· Miram Bettin

© Rudi Weissbeck – Alle Rechte vorbehalten.